Auszug aus dem Buch: Konfrontativ! Bibel contra Philosophie!
Lösungsvorschlag: Wer muss sterben?
Zuerst für alle, die die „Quizfrage“ nicht mitbekommen haben, hier eine Wiederholung:
Richard David Precht brachte mich auf die Idee, die Erkenntnis der Bibel, der Erkenntnis der Philosophie gegenüber zu stellen.
Precht erzählte in einem Interview, ein Gedankenbild, so glaube ich nennt er es, das nach Betrachtung eine moralische Entscheidung des Betrachters notwendig macht. Ich habe das ein wenig abgewandelt.
„Sie sind Stellwerk Arbeiter und stehen an einer Weiche für einen Zug. Sie haben die Aufgabe, die Züge je nach Ziel nach München oder Wien zu leiten, in dem Sie gemäß dem Fahrplan die Weiche stellen.
Etwa hundert Meter hinter der Weiche, in Richtung Wien arbeiten fünf Gleisarbeiter mit Pressluftbohrern, die angesichts des Lärms, Kopfhörer tragen. Der Zug ist fünf Minuten zu früh, womit niemand rechnen würde, und der Warnposten ist mal kurz ums Eck. Hundert Meter nach der Weiche in Richtung München arbeitet nur ein Gleisarbeiter. Da heut kein Zug Richtung München fährt, gibt es keinen Warnposten.
Der Zug rauscht einen Berg herunter und seine Bremsen sind defekt, er kann nicht stoppen. Sie wurden über Funk informiert. Der Zug soll gemäß Fahrplan nach Wien fahren, die Weiche sollte also nicht umgestellt werden, da sie schon den Weg nach Wien weist. Die fünf Gleisarbeiter sind in Lebensgefahr!
Würden Sie die Weiche nach München umstellen, könnten Sie das Leben der fünf Gleisarbeiter retten, würden aber den Tod des Gleisarbeiters im Osten herbeiführen.
Wie entscheiden Sie?
Ergebnisse der Umfrage in mehreren Gruppen bei Facebook
Ich habe innerhalb von 48 Stunden, insgesamt etwa 350 Kommentare in verschiedenen Gruppen bekommen. Nur zwei Kommentatoren trafen eine Entscheidung: Einer opfert den einen Gleisarbeiter und rettet damit fünf Leben. Eine Kommentatorin griff nicht ein und nahm den Tod er fünf Gleisarbeiter in Kauf.
Manager Test?
In einem Test für Manager, wären die beiden die einzigen, die den Test bestanden hätte. Ein Manager muss Entscheidungen treffen. Auch wenn sie falsch wäre. Jeder Manager trifft auch mal eine falsche Entscheidung. Keine Entscheidung zu treffen, geht nicht!
Laut Emanuel Kant, gilt diese Regel auch für Menschen: Der Mensch muss immer eine Entscheidung treffen!
Alle anderen Kommentatoren redeten ein wenig um den heißen Brei herum.
Den größten Fehler den sehr viel Kommentatoren gemacht haben, ist, die Phantasie spielen zu lassen. Die Aufgaben Stellung ließ nur Entscheidung A oder B zu! Nicht C und auch nicht D. Über hundert Kommentare dichteten Antwort C oder D hinzu oder erfanden einen Fortsetzungsroman. 😉
Eine zweite Variante der Kommentatoren: Man versuchte humorvoll die Entscheidung zu umschiffen.
Eine dritte Variante: Man zeigte sich frustriert. Wie kann man nur eine solche Frage stellen!
Lösungsvorschlag von mir:
Die erste Frage, die zu prüfen ist:
Würde mein aktives Eingreifen, und damit der Tod des Gleisarbeiters auf der Strecke nach München, mich zum Mörder machen?
Paragraph 211 des Strafgesetzbuches (StGB)
Gemäß StGB muss ein Mord mehrere Kriterien erfüllen oder Motiven zugrunde liegen:
1. Niedrige Beweggründe
2. Mordlust
3. Befriedigung des Geschlechtstriebs
4. Hemmungsloser Egoismus
5. Habgier
Keines dieser Kriterien trifft auf unser Beispiel zu. Ich wäre kein Mörder, obwohl ich in vollem Bewusstsein durch mein Handeln, einen Menschen getötet hätte. Wobei das nur für die deutsche Rechtskultur gilt. Andere Länder, bspw. Österreich, sehen das anders.
Die zweite Frage die sich stellt: Würde ein Richter mich wegen Totschlags bestrafen. Quasi vor dem Hintergrund „unterlassene Hilfeleistung“ oder „Unterlassung“.
Die Frage kann ich nicht beantworten, die juristischen Begründungen sind sehr komplex. Unterlassung ist aber durchaus juristisch relevant.
Meine Meinung ist, nein, keine Bestrafung. Nicht jeder Mensch antizipiert alle denkbaren Situationen, denen man im Leben begegnen könnte. Viele Menschen verfügen auch nicht über entsprechende geistige Potenziale. Ein Mensch, der in einer vorher unbekannten Situation, in Sekunden über Leben und Tod entscheiden muss, wird den Lösungsweg nicht moralisch korrekt durchdenken können. Er wird in jedem Fall im Affekt nach besten Wissen und Gewissen handeln. Egal wie er handelt, man kann ihn nicht bestrafen. Außer, ihm kann eines der Motive gemäß §211 StGB nachgewiesen werden. Schließlich kann auch der Zufall, spontan bestimmte Präferenzen eines Menschen zu Tage bringen, z.B. Mordlust. Fünf Tote befriedigen mehr, als ein Toter.
Lösung des Problems: Philosophie oder Bibel?
Das alles überragende Thema ist für mich aber die Frage, welche Erkenntnis bringt mich weiter? Die Erkenntnis der Bibel oder die Erkenntnis der Philosophie? Seit den alten griechischen Philosophen, stellen immer mehr Menschen die Philosophie über die biblische Erkenntnis. Ich werde jetzt zwei Fragen klären:
1. Hilft uns die Philosophie im o.g. Beispiel, eine moralisch optimale Entscheidung zu treffen?
2. Oder hilft uns die Bibel im o.g. Beispiel, eine moralisch optimale Entscheidung zu treffen?
Falls Sie eine philosophisch ausführliche Begutachtung unseres Szenarios präferieren, lesen Sie es bitte hier nach: Trolley-Problem
Hilft Ihnen die Philosophie?
Philosophie ist nicht gleich Philosophie. Es existiert nicht die eine Philosophie! Von daher kann die Philosophie Sie nicht weiter bringen. Oder besser gesagt, sie nimmt Ihnen die Entscheidung nicht ab. Die Denkmodelle können Ihnen natürlich Denkanstöße geben.
Es werden mehrere parallele Beispiele aufgezeigt, die Ihnen das Für und Wieder zwischen Entscheidung A und B aufzeigen. Letztendlich gibt es zwei philosophische Theorien, die jeweilig eine der beiden Entscheidungen als richtig begründen. Die utilitaristische und die deontologische Ethik.
Die utilitaristische Ethik sieht im Nutzen (benefit) der Konsequenzen, die Grundlage für die Entscheidungsfindung. Einfach formuliert: Fünf Menschen die überleben, sind wertvoller, als wenn nur ein Mensch der überlebt. Oder, ein Arbeitgeber muss fünf Arbeiter entlassen, um die restlichen zehn Arbeitsplätze und seine Firma zu retten.
Allerdings kennen wir auch die negative Anwendung des Utilitarismus: Eine Bank, die Mitarbeiter entlässt, um die Aktienkurse zu erhöhen.
Die deontologische Ethik präferiert die „intrinsische Moral“, verurteilt also Handlungen, die in sich (intrinsisch = innewohnend) schlecht sind. Die Konsequenzen werden nicht berücksichtigt. Das Töten eines Menschen ist in sich schlecht! Ungeachtet der Konsequenzen. Ich darf die Weiche also nicht anfassen.
Die Überlegenheit des Utilitarismus gegenüber dem Deontologismus liegt in der antizipierenden Beurteilung des Ergebnisses. Beispiel:
Wenn Wissenschaftler eine Chemikalie erfinden, die auf Äckern Unkraut vernichtet, dann ist deontologisch nichts daran auszusetzen. Der Utilitarismus jedoch, überprüft immer die Konsequenzen. Was nicht heißt, dass die negativen Konsequenzen in jedem Fall eruiert werden.
Gott ist in der Lage, die Konsequenzen immer zu 100% zu analysieren. Von daher kann nur Gott den Utilitarismus immer zu 100% positiv nutzbringend einsetzen. In Einzelfällen können das auch Menschen. Zum Beispiel in unserem Szenario.
Wenn Sie also prinzipientreu utilitaristisch vorgehen, müssen Sie die Weiche bedienen. Wenn Sie deontologisch vorgehen, dürfen Sie die Weiche nicht umstellen.
Hilft Ihnen die Bibel?
Die meisten Leser werden diese Variante von vornherein verneinen. Entweder weil sie die Bibel für ein Märchenbuch halten, oder weil die katholische (falsche) Nutzung in der Historie, die Bibel in ziemlichen Verruf brachte.
Immanuel Kant werden die meisten aber schätzen, ohne zu wissen, dass Kant sich im Rahmen seiner Moralphilosophie erheblich von der Bibel inspirieren ließ.
Bezogen auf unser Beispiel, muss man die Bibel in zwei Teilen betrachten, Altes und Neues Testament. Es gilt aber: Ein Christ untersteht nicht mehr den mosaischen Gesetzen des Alten Testaments.
Man könnte das mosaische Gesetz durchaus als Paragraphen – Gesetz bezeichnen, dass aus über 600 Paragraphen besteht, ähnlich dem civil law, primär beheimatet in den europäischen Ländern. Die zehn Gebote, waren die ersten Gesetze der mosaischen Gesetze.
Im neuen Testament dagegen, gibt es nur einen einzigen „Paragraphen“, der aber eher dem Geist des common law entspricht, primär beheimatet in den USA. Hier geht es nicht darum, dass der Paragraph das Urteil dominiert, sondern die Situation als Ganzes oder lateral begutachtet wird. Der Mensch steht im Mittelpunkt der Betrachtung, nicht ein Paragraph. Sonst existieren nur Grundsätze, Denkbilder (Gleichnisse) und Vorbilder, die eine laterale Betrachtung stützen. Einige Aussagen Jesu oder des Paulus, klingen zwar auch wie Gesetze, ergeben sich aber schon aus dem „einen Paragraph“, dienen quasi nur einer Präzisierung.
Nichts desto trotz, dienen die mosaischen Gesetze als Leitgedanke, die Wesenszüge Gottes zu erkennen. Was seine Wesenszüge angeht, sollte man nicht dem trauen, was so alles durch kritische Klientelen verbreitet wird.
Im Alten Testament wir absolut eindeutig geklärt, was Mord ist. Erst mal gibt das sechste Gebot schon einen Hinweis. Obwohl langläufig behauptet, heißt es nicht, „Du sollst nicht töten“, sondern es heißt, „Du sollst nicht morden“. Töten und Morden bezieht sich auch auf Tiere. Ich darf ein Tier töten, wenn ich eine sinnvolle Nutzung des toten Tieres vornehme. Elefanten in Afrika schießen, als Jagdtrophäe, damit geht Mord einher.
Das Alte Testament enthält etwa 17 Bibelstellen, die sich mit Mord beschäftigen. Zwei Beispiele:
Hiob 24:14
Bei Tagesanbruch steht der Mörder auf. Er tötet den Hilflosen und den Armen und nachts begeht er Diebstahl.
4. Mose 35:16
Wenn jemand aber mit einem Gegenstand aus Eisen auf einen anderen einschlägt und derjenige stirbt, dann ist er ein Mörder. Der Mörder soll unbedingt mit dem Tod bestraft werden.
Die abgeleitete Definition aus den gesamten Darstellungen, gehen konform mit dem §211 StGB in Deutschland. Das Strafmaß ist allerdings ein anderes: Leben für Leben!
In einem Fall bezüglich des Sachverhalts, geht das AT über das StGB hinaus.
Wenn ein Tier, das einen Menschen töten kann, nicht entsprechend sicher vom Besitzer gehalten wird, und es kommt zur Tötung eines Menschen, dann ist das Mord. Auch hier galt Leben für Leben. Mit einer Ausnahme: Falls die Angehörigen des Getöteten einen finanziellen Schadensersatz akzeptierten, dann war dies möglich, den Besitzer des Tieres zu verschonen. Dies war aber nicht möglich im Kontext der anderen dokumentierten Mord Ereignisse.
4. Mose 35:31:
„31 Ihr dürft kein Lösegeld für das Leben* eines Mörders annehmen, der den Tod verdient, denn er muss mit dem Tod bestraft werden“
Bezug zum Utilitarismus?
In diesem Fall kommt es ansatzweise zu einer retrograden utilitaristischen Korrespondenz. Obwohl das Ergebnis mit allen anderen möglichen Mord Ereignissen identisch ist – die Person ist tot – wird im Einzelfall akzeptiert, das nicht Leben für Leben gegeben wird. Der Nutzen im Sinne von benefit, wird erwogen: Rache oder Geld?
„Was bringt es mir als Angehöriger des Getöteten, den Besitzer des Tieres zum Tode zu verurteilen, wenn ich einem angemessenen Schadensersatz erhalte?“
Oder…
Falls die Angehörigen in der Rachsucht den Nutzen sahen, wird man wohl den Tod des Besitzers präferieren.
Ist die Bibel (Altes oder Neues Testament) utilitaristisch oder deontologisch geprägt??
Viele Theologen sehen in der Bibel einen absolut deontologischen Ansatz. Dies ist in vielen Bereichen des Alten Testaments nicht der Fall, im Neuen Testament wird darauf ganz verzichtet. Der o.g. Fall des Schadensersatzes zeigt schon mal auf, dass dieser absolute Ansatz nicht vertretbar ist.
Bspw. „Du sollst nicht morden“, erweckt den Eindruck eines deontologisch geprägten Gesetzes.
Das 6. Gebot suggeriert aber auch, dass die Bibel zwischen Töten und Morden unterscheidet. Es musste auf jeden Fall schon mal geprüft werden, handelt es sich um Totschlag oder um Mord. Während einer solchen Prüfung kam es aber auch immer zu einer Prüfung der Motive und Umstände.
Auch wird dies durch die Handlungen Gottes deutlich. Gott selbst beauftragt Menschen, Menschen zu töten. Auch die Verurteilung zum Tode wegen Kapitalverbrechen, erforderte einen Tötungsvorgang. Es galt das Gesetz „Leben für Leben“. Trotzdem zeigen einige Beispiele der Bibel, dass nicht jeder Mörder mit dem Tod bestraft wurde:
König David schickte den Ehemann Batsebas in die erste Linie an die Front, mit dem Vorsatz ihn umkommen zu lassen. Das war Mord. Es gab zwei Gründe, warum David nicht getötet wurde.
1. Gott konnte in das Herz von David sehen. Er sah eine so bedeutsam tiefgehende Reue in Davids Herz, dass Gott wusste, diese Vergehen wird David sein Leben lang begleiten und die zukünftige Regentschaft über Israel maßgeblich zum Positiven beeinflussen.
2. Aus der Geschlechterlinie Davids sollte Jesus hervorgehen. Erst der Sohn Batsebas, Salomo, wurde der nächste Nachkomme in dieser Geschlechterlinie.
In beiden Fällen handelt es sich um ergebnisorientierte Entscheidungen. Also dem Utilitarismus zugeordnet. Allerdings kamen diese Entscheidungen a posteriori zu Stande. Die Entscheidung am Gleis in unserem Szenario, müsste a priori erfolgen.
Bei dem anderen Fall handelte es sich um Moses. Moses erschlug in seinen jungen Jahren einen Ägypter und verscharrte ihn. Anschließend flüchtete er. Jahrzehnte später nutzte ihn Gott, um das Volk Israel aus der Sklaverei Israels zu führen. Er wird später als der demütigste Mann beschrieben, der auf der Erde lebte. Auch hier sah Gott in die Zukunft und erkannte Moses Potenziale und den Nutzen als oberster Richter Israels.
Es handelt sich ebenfalls um eine ergebnisorientierte Entscheidung. In beiden Fällen, David wie Moses, kam es nicht zu deontologischen Entscheidungen, eine ausschließliche Beurteilung der Tat ohne Berücksichtigung der Konsequenzen.
Allerdings kann man bezogen auf Moses als auch auf Kain, der den ersten Mord der Menschheit beging, noch eine Unterscheidung treffen: Es gab zu dem Zeitpunkt der Morde, keine von Gott definierten Gesetze bezüglich „Mord“.
Ein weiteres Beispiel ist König Salomo, der Recht zwischen zwei Frauen sprechen musste, die sich um ein Baby stritten. Beide behaupteten, die Mutter zu sein. Salomo ließ ein Schwert holen und wollte das Baby zweiteilen lassen, um jeder „Mutter“ ihren Teil zu gewähren. Die richtige Mutter verhinderte die Tötung.
Auch in diesem Fall kann man nicht von einer deontologischen Entscheidung sprechen. Allein die Entscheidung war schon „intrinsisch falsch“, aus deontologischer Sicht.
Das Alte Testament ist eindeutig positiv utilitaristisch geprägt, wenngleich die Gesetze auch im Imperativ formuliert werden. Die Anwendung wurde nicht immer deontologisch umgesetzt. So durfte ein Verwandter einen durch einen Unfall getöteten Verwandten rächen, in dem er den unabsichtlichen Totschläger töten durfte. Der unabsichtliche Totschlägert dagegen, konnte in eine dafür festgelegt Stadt fliehen, in der er eine bestimmte Zeit (manchmal viele Jahre) bleiben musste um vor dem Rächer geschützt zu bleiben. Diese Verfahrensweise sensibilisierte die Israeliten, sorgsam mit Werkzeugen und Tieren umzugehen, um Verletzungen oder Tötungen aus Fahrlässigkeit zu vermeiden.
(Vielleicht sogar ein gutes Beispiel für die zukünftige Programmierung selbst fahrender Autos, die Latte bei Schäden für den Hersteller sehr hoch zu hängen.)
Die Funktion des Rächers jedoch, war nicht deontologisch definiert, sondern utilitaristisch.
Wie sieht es im Neuen Testament aus?
Im Neuen Testament existiert ein Gebot, das ersetzt alle Gebote der mosaischen Gesetze, insofern es sich nicht um Gesetze handelt, die der Gesundheit oder Hygiene dienen. Hier kommt es aber auf ein sinnvolles Unterscheidungsvermögen an.
Die Gesetze im Umgang mit Leichen bspw. wurden bis ins 19. Jahrhundert nicht beachtet. Hunderte von Frauen hätten nicht am Kindbettfieber sterben müssen, wenn man die biblischen Regeln beachtet hätte. Erst Dr. Ignaz Semmelweiß, wies den kausalen Zusammenhang zwischen Kindbettfieber und Leichengift wissenschaftlich nach.
Schweinefleisch dagegen, darf heute jeder Christ genießen. Zur Zeit der Israeliten gab es eine 40 jährige Wüstenwanderung, und auch sonst waren die Aufbewahrungsmöglichkeiten von Schweinefleisch nicht optimal.
Wie lautet das einzige Gebot?
„Liebe Gott über alles und Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ Wir kommen gleich darauf zurück.
Kategorischer Imperativ oder Goldene Regel?
Ob nun Sokrates, Platon, Kant, Goethe und Kollegen, sie alle haben in der Bibel geklaut. Bezogen auf Kant würde ich aber eher von einer positiven Inspiration sprechen, da Kant die biblische Erkenntnis in dem Sinne umsetzte, „den Menschen für Gott völlig tauglich zu machen“ (2. Timotheus 3:16,17). Dieser Anspruch ergibt sich aber nur implizit aus Kants Philosophie. Allerdings argumentiert Kant ausschließlich Prinzipien treu. Eher im Sinne des Alten Testaments. Das Neue Testament verbindet Prinzipien mit Gefühlen, Empathie, Langmut und Nächstenliebe.
Kants kategorischer Imperativ lautete:
„Handle so, daß die Maxime Deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“.
Diesen einen Satz auf diverse Situationen menschlichen Lebens zu projizieren, würde den Rahmen meiner Darstellung sprengen*. Von daher hier einige prägnanten Kernaussagen, die Kants Intension in Kürze beleuchten. Alle Aussagen lassen sich biblisch assoziieren*.
*In meinem Buch mit dem Titel „Konfrontativ! Bibel contra Philosophie!“ wird Kants Moralphilosophie im Kontext der Bibel ausführlicher dargestellt. Das Buch wird noch dieses Jahr erscheinen.
Einige Kernaussagen Kants:
1. „Das Wissen kann nicht vom Handeln getrennt werden.“ (Jakobus 2:14-16)
2. „Der gute Wille wird durch eine innere Pflicht erzeugt.“ (Sprüche 3:1,2; Psalm 1:1-3)
3. „Nichts in der Welt ist ohne Einschränkung gut, außer dem guten Willen.“ (Lukas 2:14)
4. „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu.“ (Matthäus 7:12)
Ich möchte die Aussage 4 an dieser Stelle biblisch etwas ausführlicher in die Tiefe assoziieren, weil diese Aussage, erheblichen Einfluss auf die Bewertung der beiden möglichen Entscheidungen in unserem Szenario ausübt.
„Tu anderen so, so wie Du möchtest, dass es andere Dir tun.“ (nach zu lesen in Matthäus 7:12)
1700 Jahre bevor Kant seinen kategorischen Imperativ prägte, war diese Aussage Teil der Bergpredigt Jesu Christi. Reziprozität umfassen beide Aussagen, aber im Gegensatz zur Aussage 4, drückt die Aussage Jesu mehr antizipierende Aktivität aus, als die Aussage 4. Wenn man allerdings Kants Abhandlungen studiert, kommt man zu der Erkenntnis, dass die Aussage vier nicht ganz Kants Intentionen entspricht, sondern dass Kant auch sehr nah bei der Aussage Jesu liegt, antizipierend zu handeln.
Der Vorteil von Jesu Aussage ist allerdings die allgemeine Verständlichkeit für jedermann, ohne dass man auf ausgebildete Philosophen zurückgreifen muss. Wenn man dann einige Vorbildfunktionen und Gleichnisse des neuen Testaments hinzufügt, kann man damit Kants gesamte, schwer verständliche Moralphilosophie vollkommen ersetzen*. Ein Christ mit einer signifikanten Bibelkenntnis, muss Kant nicht gelesen haben. Wenn sein Handeln dem biblischen Erkenntnissen entspricht, wird er Kants Moralphilosophie aus dem FF beherrschen.
Sind fünf Menschen mehr wert, als ein Mensch?
Einige Kommentare in FB sahen in der Anzahl der Menschen, die sterben müssten, einen größeren Wert.
Ein außerordentlich bekanntes Beispiel, beantwortet diese Frage radikal. Stellen Sie sich ein älteres Modell einer Waage vor. Auf der linken Seite steht Jesus Christus. Auf der anderen Seite steht die gesamte Menschheit. Die Waage schlägt aber nicht nach rechts unten aus. Es besteht absolute Äquivalenz.
Jesus ist als Mensch für die gesamte Menschheit gestorben. Ein Mensch für alle Menschen! Aus dieser Perspektive können fünf Menschen nicht mehr wert sein, als ein Mensch.
Ein weiterer Indikator ist die Aussage Jesu, dass der Tag der Geburt eines Menschen keine Aussage über den Wert eines Menschen macht. Erst der Tag des Todes, macht eine Aussage über den Wert des Menschen. In Maleachi 3:16 findet man den Hinweis, dass „wertvolle Menschen“ im Buch des Lebens eingetragen werden. Diese Prämisse spielt aber für unser Szenario nur eine untergeordnete Rolle. Der Weichenwärter kann dieses Wissen nicht in seine Entscheidung mit einbeziehen.
Uns helfen beide Beispiele aber zu erkennen, dass allein die Summe von „Leben“, keine Entscheidungsgrundlage sein kann.
Liebe Deinen Nächsten und halte die Goldene Regel
Nehmen wir für unser Szenario an, alle Menschen leben diese beiden Prinzipien in Vollkommenheit. So war es jedenfalls von Gott ursprünglich geplant.
Der Weichensteller, die fünf Gleisarbeiter auf der Bahnlinie nach Wien und auch der Gleisarbeiter auf der Bahnlinie nach München, alle leben diese Werte in Vollendung!
Jeder der sieben Beteiligten kennt also die Wertmaßstäbe der anderen und kann deren Verhalten prognostizieren.
Man könnte als Beispiel einen Sohn anführen, der im Koma liegt und Ihnen als Vater oder Mutter eine Patientenvollmacht erteilt hat, die Ihnen jegliche Entscheidung zubilligt, ohne dies weiter zu konkretisieren. Ihr Sohn weiß, dass Sie ihn lieben und seine Denkweise und Werte kennen und in seinem Sinn entscheiden werden.
Ähnlich sieht es die Bibel. Jeder Mensch untersteht den Grundsätzen der Bibel. Ob er es will oder nicht. Will es jemand nicht, spielt dies keine Rolle. Er muss sich eines Tages dafür verantworten. Seine Ignoranz wird ein Ende finden.
Ihre Abschätzung der Vorgehensweise im Szenario
· Sie wissen, dass Gott in vielen Fällen utilitaristisch gehandelt hat. In diesem Szenario sind auch Sie als Mensch in der Lage, das positivste Ergebnis (den größten Nutzen) Ihres Handelns zu prognostizieren.
· Sie wissen, die Bibel stützt keine Akkumulation von Leben, um den Wert mehrerer Personen gegenüber einer Person zu gewichten. Alles was zählt, ist die Goldene Regel und das Gebot „Liebe Deinen nächsten wie Dich selbst“.
· Sie bewerten nicht die Summe der fünf Leben, Sie bewerten die Auswirkungen des Todes der fünf Gleisarbeiter. Bei der Beurteilung sind die Goldene Regel und die Nächstenliebe die wichtigsten Faktoren.
Ergo:
Falls Sie die Weiche nicht umstellen: Es trauert nicht eine Frau, es trauern fünf Frauen. Es trauert nicht ein Vater und eine Mutter, es trauern jeweils fünf Väter und Mütter. Ebenfalls werden vermutlich erheblich mehr Kinder Vater los, als im Falle des Todes des einen Arbeiters, der auf der München Strecke arbeitet.
Es gäbe sicherlich noch einige weitere Auswirkungen die Sie vermuten könnten, aber die genannten Kriterien sollten ausreichen, um einen utilitaristischen Ansatz zu rechtfertigen.
Genau diese Gedankengänge projizieren Sie empathisch auf den Gleisarbeiter der Strecke nach München. Wäre der Arbeiter nämlich in der Lage, die Weiche ferngesteuert umzustellen, müsste er den Auslöser selbst bedienen, auch wenn er auf den Gleisen angekettet wäre. Aus Sicht der Bibel, müsste dieser Gleisarbeiter erkennen, dass sein Opfer das geringste Opfer darstellt.
Da der Gleisarbeiter aber keinen Einfluss ausüben kann, müssen Sie die Weiche auf Basis eines unausgesprochenen Auftrags umstellen. Sie wären kein Mörder und kein Totschläger. Sie wären moralisch auch nicht verantwortlich für den Tod des einen Arbeiters. Die Verantwortung liegt in der Technik oder bei den Verursachern des Fehlers in der Technik.
Kurz gesagt: Ein Christ muss bereit sein, für seinen Bruder zu sterben! Aus Sicht unseres Schöpfers, sind alle Menschen Christen, oder besser gesagt dem Christus verpflichtet. Die meisten wissen es nur nicht oder verdrängen es.
Im Gegensatz zur Philosophie, macht die Bibel eine klare Aussage.
Ein zweites Beispiel zur weiteren Begründung
Es gab in Deutschland den Fall, dass man einem Entführer eines Kindes Folter androhte um den Standort des Kindes zu erfahren. Der Entführer hatte das Kind in einer Kiste eingeschlossen und in der Erde vergraben.
In Deutschland gilt, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Daraus leitet man ab, dass kein Mensch gefoltert werden darf, egal aus welchem Grund. Hierbei handelt es sich um eine deontologische Sichtweise.
Die Bibel kennt keine „Würde“ für Menschen, die bestimmten Werten und Verhaltensweisen den Rücken gekehrt haben. Sie bezeichnet solche Menschen als Tiere, die zu Ihrem Gespei zurückkehren oder als gebadete Sau, die sich wieder im Dreck suhlt. Solche Menschen haben ihre Würde aufgrund ihres Verhaltens verloren. Die Bibel verteilt „Würde“ nicht mit der Gießkanne!
Zudem erteilt die Bibel den Obrigkeiten das Recht, ein Schwert zu tragen, und das Recht, Recht zu üben. Recht zu üben, ist keine wählbare Option. Recht zu üben, ist eine Pflicht. Ein Mensch, der einen anderen Menschen unter der Erde lebendig verhungern und verdursten lässt, hat sein Anrecht auf würdige Behandlung verloren. Die staatlichen Gewalten haben sogar die Pflicht jegliche Gewalt anzuwenden, um den unschuldig sterbenden Menschen aus seiner Gefahr zu befreien.
„Die Würde des Mensch ist unantastbar“, als absolutes Kriterium, ist auch ein Ergebnis einer menschlichen Philosophie, die nichts mit der Sichtweise unseres Schöpfers zu tun.
Falls Sie die biblische Beurteilung der weiteren Beispiele bezogen auf das Trolley-Problem nachlesen wollen, müssen Sie auf meinen Account oder auf meine Website ausweichen. Die Beurteilung wird in den nächsten Tagen erfolgen.